Doppelt preisgekrönt: Mut zum Diskurs
Zwei starke Preise gehen an die zwei starken jungen Frauen, die 2020/2021 in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) die Jugendverbände vertreten haben. Mit Courage und Offenheit sind Kathrin Muus und Myriam Rapior dort vorangegangen. Damit haben sie die Übereinkunft zwischen Umweltschutz, Gesellschaft und Landwirtschaft erst möglich und den gemeinsamen Weg in die Zukunft freigemacht. Am Donnerstagabend ehrte der Bundeslandwirtschaftsminister beide mit der Professor Niklas-Medaille, Ende Oktober werden sie vom Bundespräsidenten mit dem Ehrenpreis des Deutschen Umweltpreises 2022 ausgezeichnet.
Kathrin Muus war bis Mai 2022 Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL), Myriam Rapior im Vorstand der BUNDjugend. Beide hatten den Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen, den es zum Diskurs mit anderen braucht. Mit Leidenschaft und Expertise haben sie in der ZKL den Anfang gemacht und die eigene Filterblase durchbrochen. „Damit haben sie ein Stück Landwirtschaftsgeschichte geschrieben“, urteilt Theresa Schmidt. Doch die heutige Bundesvorsitzende weiß auch: „Wir brauchen mehr von diesem Mut.“
Ihre Verbände im Rücken entwickelten Kathrin und Myriam ein gemeinsames Zukunftsbild für die Landwirtschaft – trotz mitunter fast gegensätzlicher Positionen. Mit dieser konstruktiven Zusammenarbeit bewiesen sie, dass ein Kompromiss möglich ist, und ebneten dem Einigungsprozess für ein nachhaltiges Agrar- und Ernährungssystem den Weg. Für ihr großartiges Engagement werden sie sowohl von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt als auch von dem Bundeslandwirtschaftsministerium gewürdigt.
„Diese Auszeichnungen zeigen, wie wichtig der gesellschaftliche Dialog gemeinsam mit der Landwirtschaft ist. Nur so können Lösungen gefunden werden, in denen sich nicht nur unsere Landwirte und Landwirtinnen wiederfinden, sondern alle Beteiligten am Ernährungssystem, unsere gesamte Gesellschaft“, sagt die doppelte Preisträgerin Kathrin Muus heute.
„Die Ehrungen zeigen aber auch, wie sehr der Wandel der Landwirtschaft drängt: aufseiten unserer Höfe, die vor Existenzängsten stehen, aufseiten der Biodiversität und des Klimas. Verschlechterungen darf es nicht mehr geben. Im Gegenteil: Hier ist die Landwirtschaft als Teil des Ernährungssystems die Lösung“, sagt die ehemalige BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Muus und schiebt hinterher: „Eine Lösung, die nicht nur unsere Landwirte und Landwirtinnen, sondern die gesamte Gesellschaft angehen muss: für eine bessere Zukunft.“
In der Fortsetzung der Arbeit der Zukunftskommission sieht sie ein gutes Zeichen für die Umsetzung der Ergebnisse. Allerdings warnt sie die Regierung davor, sich darauf auszuruhen. Vielmehr müsse diese jetzt die Weichen für Veränderungen stellen.
Ihre Nachfolgerin Theresa Schmidt gratuliert beiden Preisträgerinnen aus ganzem Herzen. Die Auszeichnungen seien mehr als verdient. Aber mehr noch haben beide die Umsetzung der ZKL-Empfehlungen vom Sommer 2021 verdient. „Mehr als ein Jahr ist seither ins Land gegangen, doch in der Umsetzung des mühsam ausgehandelten Konsenses sind wir noch keinen Schritt weiter“, bedauert sie.
„Die Zeit drängt. Schnell müssen die Weichen gestellt werden, ihn als Ganzes anzugehen. Andernfalls steht der sorgfältig austarierte Kompromiss zwischen Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbraucher:innenschutz auf der Kippe“, warnt Schmidt. Der BDL werde jedenfalls nicht lockerlassen. „Das ist unsere Art der Gratulation“, so die BDL-Bundesvorsitzende.
Die Zukunftskommission Landwirtschaft war im Sommer 2020 von der Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland einberufen worden, um realitätsnahe Empfehlungen für die Transformation der Landwirtschaft zu erarbeiten. Unter den 31 ausgewählten Personen waren zwei mandatierte Vertreterinnen der jungen Generation: die damalige BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Muus und BUNDjugend-Vorstand Myriam Rapior. Weitere Informationen: www.landjugend.de/unsere-themen/zukunftsbild-der-landwirtschaft.