Luft nach oben
„Der grüne Berufsnachwuchs hat Bock aufs Ehrenamt.“ Der jetzt vorliegende Teil 2 der Junglandwirt:innen-Studie des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) bestätigt damit, was Stefan Schmidt schon lange ahnte. Die Daten zeigen aber auch: „Junge Leute lassen sich mit sinnvollen Angeboten für den eigenen Verband gewinnen – mit Angeboten, bei denen sie etwas «bewegen» können. Viele wollen sich beispielsweise zeitlich flexibel oder agil in Projekten engagieren. Da ist noch viel Luft nach oben“, gibt der stellv. BDL-Bundesvorsitzende einen ersten Einblick in die Veröffentlichung.
Während in Teil 1 der Studie die agrarischen Verbände ins Visier genommen wurden, widmet sich die Fortsetzung explizit den Mitgliedern: wie sie sich engagieren und vor allem, was sie brauchen, damit sie sich verbandlich stärker einbringen. Nicht umsonst heißt die Publikation „Zukunft des Ehrenamts“.
Mit 24 Seiten ist dieser Teil etwas schlanker als der vorangegangene, dafür aber nicht weniger aussagekräftig. Erneut hat der BDL die Daten und deren Interpretation getrennt, damit sich alle ein eigenes Bild von den Fakten machen können. Diese beschreiben nicht nur den aktuellen Zustand und die Zielrichtung des jungen Engagements, sondern auch das bestehende Potenzial für Verbände und die Anforderungen der Junglandwirt:innen. Es geht um die Einbindung der Mitglieder durch die Verbände und ihre Erwartungen an die Ausgestaltung der Mitgliedschaft – um Motivationsfaktoren und Hindernisse der verbandlichen Mitarbeit.
„Wir können festhalten, dass agrarische Interessenverbände große Träger ehrenamtlichen Engagements vor allem in den ländlichen Regionen sind. Der Organisationsgrad der Junglandwirt:innen ist insgesamt hoch“, stellt Stefan Schmidt klar. Allerdings offenbart die Studie auch, dass Mitgliedschaft nicht mit Engagement gleichzusetzen ist. „Die Hälfte der Mitglieder in agrarischen Verbänden ist nicht wirklich ehrenamtlich engagiert“, so der BDL-Vize.
Somit repräsentieren Verbände mit ihrer Arbeit nur einen Teil ihrer Mitglieder und insgesamt einen noch kleineren Teil der Agrarbranche. „Das ist ein Problem, das sich nicht beschönigen lässt. Aber wir haben die Studie nicht gemacht, um darauf herumzureiten, sondern um Mittel und Wege aufzuzeigen, wie junge Mitglieder besser abgeholt werden können. Diese Lücke ist nicht Anklage, sie ist eine Chance“, sagt der BDL-Vize. Denn das Potenzial ist groß. Nach Datenlage lassen sich mehr als 80 Prozent der Junglandwirt:innen für ehrenamtliches Engagement in agrarischen Organisationen gewinnen, wenn die Verbandsstrukturen besser zu ihnen passen und sie in Prozesse eingebunden werden, durch die wirklich etwas verändert werden kann.
Was agrarnahe Verbände und andere Interessierte mit den Daten anfangen, ob und wie sie die Handlungsempfehlungen des BDL umsetzen, bleibt ihre Sache. Die Studie ist vor allem ein Angebot der größten deutschen Junglandwirt:innen-Organisation, um sich für die Zukunft zu rüsten, und eine Einladung zur kritischen und konstruktiven Diskussion über die Zukunft des Ehrenamts in der Landwirtschaft.
Ab sofort steht Teil 2 der Junglandwirt:innen-Studie auf der BDL-Webseite unter www.landjugend.de/projekte/projekt-junglandwirtinnen/junglandwirtinnen-studie zum Download bereit. Der Landjugendverband hat die Erhebung im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem erfahrenen Marktforschungsunternehmen Produkt+Markt und gefördert von der Landwirtschaftlichen Rentenbank auf den Weg gebracht.
Bund der Deutschen Landjugend (2022): Junglandwirt:innen-Studie, Teil 2, Zukunft des Ehrenamts, Berlin, 1. Auflage, ISBN: 978-3-9823903-1-4
Projekt Junglandwirt:innen
Gegründet, um jungen Landwirtinnen und Landwirten eine Plattform zu bieten, ist das Projekt von BDL und DBV ein Dauerbrenner. Denn es geht um den Austausch von Meinungen und Erfahrungen, um neue Kontakte zu Gleichgesinnten und Impulse für die Arbeitskreisarbeit vor Ort - kurz: Es will die Vernetzung im jungen Berufsstand stärken. Das Projekt Junglandwirt:innen wird von der Landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützt.