Zwischen Hoffnung und Haushalt
Die Europäische Kommission hat heute ein umfassendes Strategiepapier zum Generationenwechsel in der Landwirtschaft vorgestellt. Es zeigt auf, wie die EU die Perspektiven des Berufsnachwuchses verbessern will – von der Hofnachfolge bis zur finanziellen Absicherung. Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) begrüßt den Vorstoß, mahnt jedoch an, dass schöne Worte ohne verbindliche Budgets ins Leere laufen.
„Der BDL ist vorsichtig optimistisch“, so die stellv. Bundesvorsitzende Anne-Kathrin Meister. „Die Strategie scheint vielversprechend, denn sie adressiert nahezu alle zentralen Hürden, denen Junglandwirtinnen und Junglandwirte beim Aufbau ihres Betriebes begegnen: Probleme bei der Hofübernahme, fehlender Zugang zu Land, erschwerter Zugang zu Krediten und Finanzinstrumenten, sogar sozial nachhaltige Themen wie die Wahrnehmung in der Gesellschaft oder mentale Gesundheit.“
Positiv bewertet die größte deutsche Junglandwirt:innen-Vertretung auch, dass die EU-Kommission auch Rentabilität und Einkommen einbezieht. „Denn ohne wirtschaftliche Perspektive nützt die beste Strategie nichts“, so BDL-Vize Meister. Das angekündigte Starter-Paket könne Hofnachfolger:innen tatsächlich Hoffnung machen.
Doch die Euphorie hat Grenzen. Die Strategie steht im Schatten des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) und der kommenden Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2028-2034. „Schöne Worte brauchen echtes Geld, damit auch Taten folgen“, so BDL-Vize Meister. Zwar sollen sechs Prozent der Mittel in den nationalen und regionalen Partnerschaftsplänen (NRP) für den Generationswechsel reserviert werden. Doch bislang sieht der GAP-Vorschlag ab 2028 kein zweckgebundenes Mindestbudget für Junglandwirt:innen vor.
Gemeinsam mit dem europäischen Dachverband CEJA fordert der BDL daher, ein verbindliches Mindestbudget beizubehalten. „Im Rest der NRP-Fonds würden alle Sektoren um die Kuchenkrümel konkurrieren. Da bleibt für den Berufsnachwuchs in der Landwirtschaft vermutlich nichts übrig “, mahnt Meister.
24 Prozent bis 2040? Nicht durch Betriebssterben!
Kritisch sieht der Verband auch, dass das Papier lediglich Empfehlungen ausspricht und keine legislative Verbindlichkeit besitzt. Das öffne Tür und Tor für nationale Rosinenpickerei. „Die deutsche Regierung würde ein starkes Zeichen für Junglandwirt:innen setzen, wenn sie die Empfehlungen der EU-Kommission ernst nimmt und alle Hebel in Bewegung setzt, um die Hürden für junge Menschen in der Landwirtschaft auf nationaler Ebene zu senken“, präzisiert die stellvertretende Bundesvorsitzende.
Besonders ambitioniert wirkt das erklärte Ziel der EU-Kommission, den Anteil der unter 40-jährigen Landwirtinnen und Landwirte bis 2040 von derzeit zwölf auf 24 Prozent zu verdoppeln. Doch auch hier mahnt der BDL zur Vorsicht. „Dieses Ziel könnte erreicht werden, wenn viele Betriebe einfach aufgeben, ohne dass wirklich Höfe an den Berufsnachwuchs übergeben werden. Das kann nicht im Sinne der Strategie sein“, warnt BDL-Vize Meister.
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