Starkes Miteinander – starke Siege

Fachwissen, Teamgeist und Praxiserfahrung: Beim Bundesentscheid des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend 2025 haben sich die besten Nachwuchskräfte der Grünen Berufe miteinander gemessen. Auf Haus Düsse (Bad Sassendorf, Nordrhein-Westfalen) und Ihringen (Baden-Württemberg) bewiesen 98 junge Frauen und Männer in fünf Sparten und zwei Leistungsklassen, was sie können. Seit Februar laufen die deutschen Jugendmeisterschaften der Grünen Berufe, an denen sich fast 10.000 junge Menschen beteiligt haben. Jetzt stehen die Siegerinnen und Sieger fest.
Landwirtschaft I – Technische Innovation auf Feld und im Stall
Im Wettbewerb war nicht nur Fachwissen, sondern auch präzises Handeln und Teamwork gefragt. Auf dem Acker ging es für die 21 Landwirt:innen in Ausbildung darum, GPS-Einsatz und technische Innovation zu koordinieren und einen Getreidebestand genau unter die Lupe zu nehmen: Vitalität, Schaderreger, Beikräuter – alles musste beurteilt werden. Im Stall wartete ein sensibler Test: An einem Simulator mussten Kälber fachgerecht enthornt werden – von der Alters- und Gesundheitskontrolle über die rechtlichen Vorgaben bis hin zu Sicherheits- und Tierschutzaspekten. Das war anspruchsvoll, aber genauso ist Landwirtschaft heute: vielfältig, relevant und voller Zukunft.
1. Platz: Lea Sensen (Rheinland-Pfalz)
2. Platz: Henning Süggeler (Nordrhein-Westfalen)
3. Platz: Martin Schuml (Bayern)
Landwirtschaft II – Teamarbeit mit Tiefgang
Auf einer simulierten Berufsmesse den eigenen Betrieb vorstellen und gezielt um Fachkräfte werben. Die neun Zweierteams überzeugten – mit echten Ideen gegen echten Mangel. In einer anderen Aufgabe vermittelten sie Azubis praxisnah ihr Wissen, damit sie mit dem Grünlandstriegel umgehen können: Narbenbeurteilung, Saatmengenberechnung, Abdrehen des Streuers... Schließlich beurteilten die angehenden Betriebsleiter:innen in einem Gebiet mit hoher Nitratbelastung einen Weizenbestand: Vitalität, Vormaßnahmen, Düngebedarf – alles floss in die Bewertung ein.
1. Platz: Benedikt Götz und Jona Waltersbacher (Baden-Württemberg)
2. Platz: Felix Meyer und Benedikt Lüning (Nordrhein-Westfalen)
3. Platz: Antonia Zierer und Celina Herrnberger (Bayern)
Hauswirtschaft – Praktisch denken, professionell handeln
Für die praktischen Aufgaben ging es für die sieben jungen Hauswirtschafterinnen im Finale ans Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg der Stadt Dortmund: Sie buken für ein ganzes Buffet, diskutierten über Künstliche Intelligenz und brachten ihren Gästen bei, wie man richtig bügelt.
1. Platz: Sophia Ziesel (Bayern)
2. Platz: Marleen Graue (Niedersachsen)
3. Platz: Paula Große-Besten Nordrhein-Westfalen
Forstwirtschaft – Borkenkäfer, Klimawandel und Holz
Im Wettbewerb bereiteten die 23 angehenden Forstwirt:innen eine fiktive 10. Klasse auf eine nachhaltige Pflanzaktion vor, indem sie mit ihr über die Wiederbewaldung in Zeiten des Klimawandels sprach. Ging es in der Berufstheorie u.a. um einen Fichtenwald nach Borkenkäferbefall, mussten sie im praktischen Wettbewerb zeigen, wie gut sie mit der Motorsäge umgehen können: Für das zielgenaue, sichere Fällen eines Baumes hatten sie eine Minute Zeit, für das stammebene Entasten 40 Sekunden. Sie pflanzte Bäume in Reihe, identifizierten Schädlinge und bewiesen Fachwissen rund um Holzernte und Bestandspflege.
1. Platz: Jonas Pelstring (Baden-Württemberg)
2. Platz: Janek Böhm (Thüringen)
3. Platz: Lasse Koch (Schleswig – Holstein)
Tierwirtschaft – Verantwortung im Stall und auf der Weide
Die acht Auszubildenden wissen genau, wie politische Vorgaben die Tierhaltung beeinflussen. Das mussten sie bei der Präsentationsaufgabe beweisen. Von verschärften Tierschutzvorgaben bis zu klimaorientierten Fütterungsvorschriften kam vieles zur Sprache, denn moderne Tierwirtschaft verlangt Fachwissen, Ethik und Innovationsgeist. In der Theorie berechneten u.a. die Teilnehmenden die Fruchtbarkeit von Tieren. In der Praxis prüften sie Futtermittel und stellten passende Futterrationen zusammen. Außerdem begutachteten sie Kühe oder Sauen, um etwa den besten Zuchtbullen auszuwählen oder ein Tier für die Ferkelaufzucht zu bestimmen.
1. Platz: Jasmin Hach (Sachsen)
2. Platz: Sophie Großmann (Sachsen-Anhalt)
3. Platz: Justin Lagansky (Brandenburg)
Weinbau I – Riesling, Grubber und Schichtenfilter
Ging es in der Berufstheorie u.a. um die ausweispflichtigen Wein-Zutaten, Riesling und die Rebfläche der größten Weinbauländer der EU, standen die 15 Auszubildenden auf dem Weinberg vor der Frage: Wie sind die Verhältnisse, welche Maschine und welche Werkzeuge sind in Ihringen am besten geeignet, um den Boden zu belüften und die Begrünung am besten einzuarbeiten. Nachdem sie das für sich geklärt hatte, ging es an den Praxistest. Die zweite Aufgabe führte sie direkt in den Keller des Staatsweinguts Freiburg : Um einen Wein steril abzufüllen, war der Umgang mit dem Schichtenfilter gefragt.
1. Platz: Felix Winkler (Rheinland-Pfalz, Anbaugebiet Pfalz)
2. Platz: Teresa Männle (Baden-Württemberg, Anbaugebiet Baden)
3. Platz: Jannis Koch (Rheinland-Pfalz, Anbaugebiet Rheinhessen)
Weinbau II – Ministertreffen und Verwechslung
Die sechs Jungwinzer:innen hatten die Chance, dem Bundeslandwirtschaftsminister Lösungsvorschläge für die aktuellen Herausforderungen der Weinwirtschaft zu unterbreiten. Leider fand das Gespräch nur fiktiv statt. Der Politiker wurde von Richter:innen vertreten. Nach dem Test des Allgemeinwissens und der Berufstheorie – es ging u.a. um alkoholfreien Wein, die Wirtschaftlichkeit einer eigenen Abfüllanlage und Rebkrankheiten – stand die Praxis an. Sie mussten den Zustand der Reben und des Weinberges in Ihringen analysieren, um den geeigneten Pflanzenschutz zu berechnen. In einer anderen Aufgabe kam es zu Verwechselungen beim Wein. Rebsorte, Restzucker und Jahrgang mussten bestimmt werden.
1. Platz: Johanna Schott (Rheinland-Pfalz, Anbaugebiet Nahe)
2. Platz Fabian Karim Reiss (Baden-Württemberg, Anbaugebiet Württemberg)
3. Platz: Laura Männle (Baden-Württemberg, Anbaugebiet Baden)
Gemeinsam für die Zukunft der Grünen Berufe
„Das Leistungsniveau beim Bundesentscheid war beeindruckend. Aber was mich noch mehr berührt hat, war der Respekt, den die jungen Menschen einander entgegengebracht haben“, sagt Theresa Schmidt, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). „Das stimmt hoffnungsfroh, hat der Wettbewerb doch das Potenzial sichtbar gemacht, das in der jungen Generation steckt: für die Grünen Berufe, für unser Land, für unsere Zukunft.“
Starkes Bündnis für starke Berufe
Seit über 70 Jahren lenkt der Berufswettbewerb der deutschen Landjugend die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Grünen Berufe und die ländlichen Räume. Er zählt zu den größten Fort- und Weiterbildungsprojekten im Agrarbereich in Europa. Veranstaltet vom Bund der Deutschen Landjugend (BDL) und dem Deutschen Bauernverband (DBV) mit ihren Landesverbänden, wird er von einem breiten Bündnis aus Verbänden, Organisationen und ehrenamtlich Engagierten getragen. Die Bundesentscheide 2025 wurden von der Westfälisch-Lippischen Landjugend und dem Landjugendverband Südbaden gemeinsam mit den jeweiligen Bauernverbänden organisiert
Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat (BMLEH) sowie die Landwirtschaftliche Rentenbank, macht der Wettbewerb die Vielfalt, Stärke und Zukunftsfähigkeit der Grünen Berufe sichtbar. Mit dem Berufswettbewerb 2025 rücken nicht nur engagierte Nachwuchskräfte ins Scheinwerferlicht – er zeigt eindrucksvoll, wie viel Potenzial im ländlichen Raum steckt.
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Bis zum 20. Oktober 2024 können sich Jugendliche - zu zweit, zu dritt, in Gruppen oder Vereinen - für den Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2025 bewerben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie aus der Landjugend, der Feuerwehr, dem Sport, dem Naturschutz oder anderen Szenen kommen. „Was zählt, sind wegweisende Projekte.
„Der Zusammenhalt ist uns wichtig“, unterstreicht die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt: „Nur wenn wir gemeinsam anpacken und uns vor Ort einbringen, passiert auch was.“ Damit verweist sie zugleich diejenigen in ihre Schranken, die nur jammern oder meinen, jemand anderes müsse sich mal kümmern.