Spinat ja, Nitrat nein
Wird effiziente Düngung endlich honoriert? Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 24. Oktober zur bayerischen Ausführungsverordnung der Düngeverordnung bietet aus Sicht des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) eine echte Chance für mehr Transparenz und Gerechtigkeit. Die größte deutsche Junglandwirt:innen-Organisation fordert die Bundesregierung auf, das Urteil zum Anlass zu nehmen, die Ausweisung der sogenannten roten Gebiete – also der nitratbelasteten Flächen – zu überarbeiten und endlich transparente, wissenschaftlich fundierte und verursachergerechte Regelungen zu schaffen.
„Wir sehen in dem Urteil die Chance, zu zeitgemäßen und nachvollziehbaren Vorgaben zu kommen“, sagt der stellv. Bundesvorsitzende Leon Ranscht. Im Kern müsse es darum gehen, wie in belasteten Gebieten gute Erträge erzielt werden können, ohne den Gewässerschutz aus den Augen zu verlieren. Statt starrer Vorschriften brauche es betriebsindividuelle Lösungen abseits der schlagspezifischen Düngebedarfsermittlung (DBE), die tatsächliche Nährstoffflüsse berücksichtigen.
Das aktuelle Ordnungsrecht hält Ranscht für überholt. Pauschale Bezugsgrößen wie der Fünf-Jahres-Durchschnitt bei Erträgen seien angesichts zunehmender Wetterextreme nicht mehr sinnvoll. Zudem sind die Gebietsausweisungen in tierhaltungsarmen Regionen unverständlich. „Natürlich müssen Stickstoffüberschüsse in viehreichen Regionen benannt werden. Aber wo kaum Tierhaltung vorhanden ist, wirkt die aktuelle Gebietseinteilung unfair und methodisch fragwürdig“, so der BDL-Vize. Gerade für Junglandwirt:innen führe der aktuelle Flickenteppich an Landesverordnungen zu Wettbewerbsnachteilen und Planungsunsicherheit.
Wie komplex die Lage ist, belegen aktuelle Forschungsergebnisse. So zeigen Daten des Julius-Kühn-Instituts etwa in Sachsen-Anhalt negative Stickstoff-Salden in roten Gebieten, die aus Abbau organischer Substanz stammen. „Wenn man so will, ist das Raubbau an unserer Zukunft“, sagt Ranscht. Klimaanpassung erfordere einen effizienten Umgang mit Betriebsmitteln – auch mit Stickstoff.
Für Junglandwirtinnen und Junglandwirte ist bedarfsgerechte Düngung längst Standard. „Der effiziente Stickstoffeinsatz steht ganz oben, weil Düngerkosten hoch und die Erzeugerpreise niedrig sind. Da zählt jedes Kilogramm Nährstoff“, so Ranscht. Der BDL kritisiert, dass Betriebe, die nachweislich gewässerschonend arbeiten, durch pauschale Auflagen unnötig benachteiligt werden.
Deshalb fordert die Landjugend die Bundesregierung auf, die Verwaltungsvorschrift zu überarbeiten und die Düngeverordnung zügig zu novellieren, um bundesweit faire und unbürokratische Regelungen zu schaffen. Konkret schlägt der BDL vor:
• ein dichteres, verlässliches Messstellennetz, das regionale Unterschiede realistisch abbildet,
• Anreize statt Sanktionen, damit Nitratprobleme im Grundwasser da gelöst werden, wo sie entstehen,
• die wissenschaftliche Überprüfung der pauschalen Standardwerte,
• die Förderung technischer Lösungen (etwa bei variabler Düngung und digitalem Nährstoffmanagement),
• Überprüfung der Nitratgrenzwerte auf EU-Ebene, da Grenzwerte zwischen 50 und 37,5 mg/l nicht in alle Böden sachgerecht seien. „Auf Rote Bete oder Spinat müsste man sonst verzichten“, warnt Ranscht.
Die Junglandwirt:innen-Organisation wird das Vorgehen der Bundesregierung aufmerksam begleiten. „Ziel bleibt, eine bedarfsgerechte Düngung zu ermöglichen, die Erträge sichert, Gewässer schützt und Humus erhält“, sagt der stellv. BDL-Bundesvorsitzende.
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