„Ich bin ein großer EU-Fan, schon allein wegen des Friedens. Aber wir müssen zurück zum ursprünglichen Gedanken der Europäischen Union: Frieden und gemeinsam wirtschaftlich stark.“ Diese Worte fielen beim Junglandwirt:innen-Kongress auf der Grünen Woche 2025. Sie brachten die Stimmung vieler Anwesender auf den Punkt. Trotz vieler kritischer Nachfragen zur Agrarpolitik und klarer Forderungen überwog bei den rund 200 Teilnehmenden das Bekenntnis zur Europäischen Union und den Chancen, die sie der Landwirtschaft bietet.
EU als Garant für Sicherheit und Perspektiven
Bei dem gemeinsamen Kongress des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) und des Deutschen Bauernverbands (DBV) ging es um das Thema: „Auf die EU setzen? Chancen und Herausforderungen für Junglandwirt:innen“. Ziel war es, in einem offenen Austausch zwischen Fachleuten, Politik sowie der landwirtschaftlichen Praxis die Bedeutung der EU für junge Menschen auf dem Land zu beleuchten.
Bereits bei der Eröffnung sagte der BDL-Bundesvorsitzende Lars Ruschmeyer: „Uns sollte klar sein, wie wichtig die EU für uns alle ist, auch wenn manche daran zweifeln. Deshalb wollten wir heute die Inhalte einordnen.“ DBV-Präsident Joachim Rukwied betonte in seinem Grußwort: „Es braucht ein starkes Europa, um Politik in den Bereichen Klima, Biodiversität und Tierwohl voranzubringen.“
Gemeinsam statt allein: Herausforderungen und Chancen
Internationale Gäste wie Peter Meedendorp, Präsident des European Council of Young Farmers (CEJA), und Vertreter:innen aus Luxemburg unterstrichen, dass die großen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigt werden können. „Fortschritt funktioniert nur auf europäischer Ebene“, erklärte Meedendorp.
Dr. Thomas Obst vom Institut der deutschen Wirtschaft stieg mit einer wirtschaftspolitischen Analyse ein. Er hob hervor: „Europa muss auch in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben. Das gelingt nur mit einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit.“ Gleichzeitig warnte er vor den gravierenden Folgen eines möglichen EU-Austritts Deutschlands: „Das wäre ein massives Verlustgeschäft.“
Robert Fenis (BayWa) lenkte in seinem Vortrag den Blick auf die Freiheiten und Möglichkeiten des europäischen Binnenmarkts für den landwirtschaftlichen Handel: „Er ist der größte Binnenmarkt der Welt und bringt elementare Vorteile mit sich, die oft als selbstverständlich wahrgenommen werden.“ Konkret zeigte er die Herausforderungen für die Landwirtschaft auf: von den politischen Rahmenbedingungen bis zu den volatilen und anspruchsvollen Märkten. Aber auch die Chancen und Projekte für deutsche Agrarerzeugnisse.
Kritische Nachfragen und klare Forderungen
Trotz der betonten Vorteile kam im Publikum auch Kritik auf. Bürokratie in der EU war eines der meistdiskutierten Themen. „Die bürokratischen Hürden müssen abgebaut werden. Wir brauchen eine EU, die sich wieder auf ihre Kernaufgaben konzentriert, so der Grundtenor.
Martin Häusling, Europaabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, ging darauf in der Diskussion ein: „Demokratische Länder müssen zusammenhalten. Europa bietet Sicherheit, aber wir müssen faire Bedingungen und eine bessere Stellung in der Wertschöpfungskette für Landwirtinnen und Landwirte schaffen.“
In der Debatte war zu spüren, wie kritisch und engagiert sich der grüne Berufsnachwuchs mit der Zukunft der Landwirtschaft auseinandersetzt. Ihre konkreten Erfahrungen und Beispiele zeigten, wie intensiv sie sich mit den aktuellen Bedingungen und notwendigen Veränderungen auseinandersetzen. Darin steckt die Suche nach Lösungen, um ihre Betriebe für die Zukunft in der EU aufzustellen.
In Krisen dürfe nicht alles in Frage gestellt, sondern müsse sich auf die Fundamente besonnen werden. Die Grundlage sei gut, nur die Umsetzung müsse besser werden, sagte Dr. Obst und erinnert daran: „Wer einfache Lösungen verspricht, dem kann man nicht glauben, dafür ist das alles zu komplex. “ „Hauptsache wir bleiben im Dialog“, so Fenis.
„Ich wünsche mir, dass wir mit mehr Mut vorangehen und offen für neue Lösungen sind. Alleine sind wir vielleicht schneller, aber gemeinsam kommen wir weiter. Das gelte auch, wenn es darum geht, Perspektiven für Junglandwirt:innen zu schaffen und die Zukunft der Landwirtschaft zu sichern“, so der BDL-Bundesvorsitzende Lars Ruschmeyer in seinem Schlusswort.
„Agrarproteste? Nur für eine Schlagzeile gut?“ Das Motto des Junglandwirt:innen-Treffs überzeugte. Vom Berufsnachwuchs, der den Deutschen Bauerntag in Cottbus besuchte, fehlte kaum jemand. Trotz früher Stunde waren sie alle zur gemeinsamen Veranstaltung des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL)...
Bis zum 20. Oktober 2024 können sich Jugendliche - zu zweit, zu dritt, in Gruppen oder Vereinen - für den Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2025 bewerben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie aus der Landjugend, der Feuerwehr, dem Sport, dem Naturschutz oder anderen Szenen kommen. „Was zählt, sind wegweisende Projekte.
„Der Zusammenhalt ist uns wichtig“, unterstreicht die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt: „Nur wenn wir gemeinsam anpacken und uns vor Ort einbringen, passiert auch was.“ Damit verweist sie zugleich diejenigen in ihre Schranken, die nur jammern oder meinen, jemand anderes müsse sich mal kümmern.