Landjugend drückt aufs politische Tempo

Junglandwirt argumentiert beim Parlamentarischen Abend des BDL,
© BDL / Gräschke
PARLAMENTARISCHER ABEND DES BDL

Nur zwei Tage nach der ersten Sitzung des Bundestages waren die Abgeordneten zu ihrem ersten Parlamentarischen Abend eingeladen. Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) hat keine Zeit verstreichen lassen, um zentrale Themen junger Menschen im ländlichen Raum auf die politische Agenda zu setzen. Einige frisch Gewählte kamen, um drängende Fragen der ländlichen Entwicklung, der Landwirtschaft und Gesellschaft zu diskutieren. 

„Mit Mut für die Demokratie und die ländlichen Räume streiten – das ist hier in Berlin gefordert, aber noch viel mehr daheim in den Dörfern und Regionen“, stellte die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt klar, bevor es mit fünf Eieruhren, rund 40 Landjugendlichen, knapp 20 Bundestagsabgeordneten und Verantwortlichen aus Ministerien in die intensive und hochpolitische Auseinandersetzung ging.

Perspektivwechsel auf Augenhöhe
Die Gäste nutzten am Donnerstagabend die Chance, die Perspektive zu wechseln, auf Augenhöhe zu diskutieren und sich über brennende Landjugendthemen von A wie Agrarpolitik bis Z wie Zukunft zu verständigen. Eins davon: die Absicherung der Rente für kommende Generationen. Der BDL fordert, dass auch Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Zudem müssen gesellschaftsrelevante Leistungen wie Kindererziehung, Pflegezeiten oder ehrenamtliches Engagement besser anerkannt werden. „Wer Verantwortung für andere übernimmt, darf in der Rente nicht im Stich gelassen werden. Rente mit 70. No way. Nicht mit uns", so die Landjugendlichen beim Parlamentarischen Abend.

In einer anderen Tischrunde ging es um Menschenwürde, Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Konkrete Ansätze, um dem Rechtsextremismus zu begegnen, wurden genauso diskutiert wie Präventionsstrategien und das konsequente Gegensteuern gegen Rechtspopulist:innen. Deutlich wurde aber auch, dass die Landjugend die Amtsträger:innen im Bundestag in einer besonderen Verantwortung sieht, den sachorientierten und demokratischen Diskurs zu schützen.

Jungen Menschen den Einstieg erleichtern
Die Junglandwirtinnen und Jungwinzer rückten die agrarpolitischen Herausforderungen in den Fokus. Sie sehen sich mit steigenden Produktionskosten, Bürokratie und Umweltauflagen konfrontiert. Gleichzeitig wollen sie nachhaltig wirtschaften und die Ernährungssicherheit sichern. „Es braucht Planungssicherheit und eine Politik, die Landwirtschaft als Teil der Lösung begreift", hieß es in der Runde. Die Landjugend drängt darauf, dass die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft konsequent umgesetzt werden.

Zudem fehlt es Betrieben an Nachwuchs, Gründungen scheitern nicht nur in der Landwirtschaft an überbordender Bürokratie. Besonders für Junglandwirtinnen und Hofnachfolger sind die finanziellen Hürden hoch. An praktischen Beispielen fehlte es dem BDL nicht. In der Debatte wird klar: Wer Betriebe und Unternehmen im ländlichen Raum erhalten will, muss jungen Menschen den Einstieg erleichtern. 

Das reicht im Weinbau nicht, den u.a. steigende Kosten, sinkender Konsum und Überproduktion in die Krise getrieben haben. Rund 30 Prozent der deutschen Betriebe stünden vor dem Aus. Betriebe mit jungen Winzern und Winzerinnen an der Spitze, deren Zukunft bedroht ist, schilderte BDL-Vize Maike Delp in einem leidenschaftlichen Appell. Sie forderte die politisch Verantwortlichen hierzulande zum Gespräch. „Wir können nicht auf die nächste GAP warten. Wir brauchen kurzfristige strukturelle Maßnahmen im Weinbau. Wir haben Lösungen, wir haben Ideen, wir brauchen Perspektiven“, so die Jungwinzerin.

Dialog wird fortgesetzt
Trotz teils kontroverser Debatten war der Parlamentarische Abend des größten Jugendverbandes im ländlichen Raum geprägt von einem konstruktiven Austausch. „Wir bleiben dran, damit die Herausforderungen junger Menschen auf dem Land nicht in Vergessenheit geraten", versprechen die BDL-Bundesvorsitzenden Theresa Schmidt und Lars Ruschmeyer. Der Parlamentarische Abend war ein kraftvolles Signal und ein konstruktives Gesprächsangebot der Landjugend. 

28. März 2025

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