Junglandwirt:innen-Frühstück mit Tiefgang

Früh aufstehen für frische Ideen: Rund 100 junge Landwirtinnen und Landwirte kamen am Donnerstagmorgen auf Einladung des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) und des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zum Junglandwirt:innen-Frühstück auf dem Deutschen Bauerntag in Berlin zusammen. Schon ab 7 Uhr drehte sich beim gemeinsamen Austausch unter dem Motto „Vielfalt für Teller und Tier – Eiweißpflanzen und Superfood im heimischen Anbau“ alles um die Chancen und Herausforderungen des heimischen Anbaus.
„Der heimische Leguminosenanbau bietet zahlreiche Chancen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Deutschland“, eröffnete BDL-Bundesvorsitzender Lars Ruschmeyer die Veranstaltung. Doch welche Kulturen sich eignen und wie bestehende Hürden überwunden werden können, darüber diskutierten die Teilnehmenden offen mit den eingeladenen Expertinnen und Experten. Schließlich lassen sich mit dem Anbau von Eiweißpflanzen wie Soja, Ackerbohne oder Kichererbse gleich mehrere Probleme zugleich angehen – von der Klimaanpassung über die Ernährungssicherung bis hin zur Unabhängigkeit von Importfuttermitteln.
Markt, Potenziale, Praxis
Stefan Beuermann von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) lieferte einen ersten Überblick über den aus seiner Sicht dysfunktionalen Markt, der aktuell nur über Masse funktioniere. Der Leiter des Projekts LeguNet betonte das ungenutzte Potenzial insbesondere beim Sojaanbau in Deutschland. Soja zeige sich standorttolerant, verursache keine Leguminosenmüdigkeit und lasse sich wirtschaftlich sowohl im Futter- als auch im Lebensmittelbereich nutzen. Aber 90 Prozent der hiesigen Hülsenfrüchte würden als Futtermittel, nur zehn als Lebensmittel genutzt. „Das Geld liegt in der Verwendung als regionale Lebensmittel – doch die Preise spiegeln den wahren Wert der heimischen Leguminosen nicht wider“, so Beuermann. Er warb eindringlich für stärkere Erzeugergemeinschaften und eine gezielte Förderung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Kichererbsen gegen Klimastress
Die Agrarwissenschaftlerin Elisabeth S. Berlinghof vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) stellte die Kichererbse als hitze- und trockenheitstolerante Kultur mit großem Potenzial für klimabelastete Standorte vor. Zugleich betonte sie: „Die gewählte Eiweißpflanze muss zum Standort passen – pauschale Lösungen bringen wenig.“ Um Leguminosen stärker zu verankern, müssten diese nicht nur angebaut, sondern auch in die Regale und auf die Teller gelangen. „Heimische Eiweißpflanzen brauchen Sichtbarkeit – bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ebenso wie in der Vermarktung.“
Regionalität, Vielfalt und politische Weichen
In der Frühstücks-Diskussion ging es nicht nur um Anbau und Technik, sondern vor allem um Vermarktung, Regionalität, fehlende Esskultur und die Rolle der Politik. Die Teilnehmenden sprachen offen über fehlende Marktanreize, ungelöste Absatzfragen und die Kluft zwischen Anbauinteresse und wirtschaftlicher Realität.
Deutlich wurde: Vielfalt – von Soja bis Kichererbse – ist vorhanden, doch für den Durchbruch sind politische Flankierung und gesellschaftliche Wertschätzung entscheidend. Das arbeitete Henrike Schirmacher vom Hintergrundformat Agrifood.TABLE als Moderatorin mit den Junglandwirt:innen in der Diskussion gut heraus, die von konkreten Anbautipps bis hin zu Förderstrukturen reichte. Auch der Schutz vor Wildfraß war Thema – genauso wie der Beitrag des heimischen Anbaus zum Schutz globaler Ressourcen wie dem tropischen Regenwald.
Dass der Austausch nicht nach dem gemeinsamen Junglandwirt:innen-Frühstück endet, liegt für den BDL-Bundesvorsitzenden auf der Hand. „Wir haben heute viel gelernt, wichtige Impulse bekommen und miteinander diskutiert. Genau so soll es sein – jede und jeder hier nimmt etwas für den eigenen Betrieb mit.“ Genau dafür brauche es dieses Format, das nicht nur den Magen gefüllt hat, sondern auch den Kopf. Mit neuem Wissen, praktikablen Ideen und einem klareren Blick auf die Potenziale des heimischen Eiweißpflanzenanbaus gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels gingen die Teilnehmenden gestärkt in den Tag – und in die Zukunft.
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