Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat in der vergangenen Woche sein Versprechen eingelöst und den Vorstand des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) zu einem zweistündigen Austausch in Bad Oeynhausen getroffen. Bei dem Treffen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, den der stellvertretende Bundesvorsitzende Stefan Schmidt bewirtschaftet, ging es vor allem darum, wie die Landwirtschaft für nachfolgende Generationen zukunftsfähig gemacht werden kann.
Bereits beim Betriebsrundgang kamen die drängenden Herausforderungen der jungen Landwirt:innen zur Sprache. Auf dem Ackerbaubetrieb mit ehemaliger Tierhaltung bekam der Minister einen Eindruck, wie anspruchsvoll die Existenzgründung und die außerfamiliäre Hofübernahme sind. „Die Bedürfnisse des Berufsnachwuchses müssen ernst genommen und gemeinsam an nachhaltigen Lösungen gearbeitet werden", so der Betriebsleiter und BDL-Vize Stefan Schmidt.
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir betonte: „Die Landjugend ist für mich ein wichtiger Gesprächspartner, wenn es darum geht, die Landwirtschaft zukunftsfest aufzustellen. Gerade beschäftigen wir uns intensiv damit, wie wir mit unnötiger Bürokratie für den Berufsstand aufräumen können. Denn es ist ja gerade die Vielzahl der Belastungen, die schnell zur Überlastung wird.
Mir geht es darum, dass wir insgesamt bessere und nachhaltige Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft schaffen, damit auch in Zukunft junge Menschen sich für einen der spannendsten Berufe entscheiden, die es in unserem Land gibt. Das heißt aber nicht, dass wir gesellschaftliche Anforderungen oder Herausforderungen wie die Folgen der Klimakrise oder das Artensterben ausblenden. In dem Bewusstsein hat die Landjugend in der Zukunftskommission Landwirtschaft wichtige Impulse gesetzt und zum Konsens der wegweisenden Empfehlungen beigetragen. Darauf vertraue ich auch in Zukunft.“
Nach dem Aus des Agrardiesels blickt die Landjugend gespannt darauf, was bei den alternativen Antrieben passiert. „Wir wünschen uns vorrangig alternative Antriebstechniken“, so der Junglandwirt und BDL-Vorsitzende Lars Ruschmeyer. Da diese innovativen Technologien nicht sofort für alle Betriebe verfügbar seien, brauche es dringend eine Übergangslösung. Andernfalls werde Diesel lediglich teurer, und die Regierung verfehlt ihr Ziel. Die Lösung liegt für den BDL auf der Hand: Steuerliche Erleichterungen für Biokraftstoffe müssen her. Diese können bereits in die herkömmlichen Traktoren vertankt werden und bieten eine sofortige und praktikable Lösung.
Mit dem Bundesminister diskutierten die vier BDL-Vorstandsmitglieder auch über den Pflanzenschutz. Anhand der betriebseigenen Agrardrohne erläutert Stefan Schmidt eine biologische Variante gegen den Maiszünsler. Dabei wurde deutlich, dass konventioneller und biologischer Pflanzenschutz ihre Berechtigung haben. Einigkeit bestand darüber, dass innovative Ansätze, wie die regenerative Landwirtschaft, stärker gefördert werden sollten, um flexibel und effektiv auf die Bedürfnisse der Pflanzengesundheit reagieren zu können.
„Mit kreativen Lösungen und neuen Technologien können wir die Zukunft der Landwirtschaft nur nachhaltig gestalten, wenn wir verlässliche Rahmenbedingungen haben“, sagte Jungwinzerin Maike Delp, die zuvor die ministerielle Diskussionsgrundlage Zukunftsprogramm Pflanzenschutz kritisiert hatte. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir betonte: „Mir ist wichtig, dass wir gemeinsam diskutieren und zu guten Lösungen kommen, wie wir die ambitionierten Ziele erreichen.“
Während des intensiven Austauschs ging es auch darum, wie die Einkommensperspektiven des Berufsnachwuchses verbessert werden können. Zu den Stellschrauben, an denen der BDL drehen will, gehören beispielsweise die stärkere Förderung der vorzeitigen Hofübergabe und die Erleichterung des Zugangs zu Land für Junglandwirt:innen und Existenzgründer:innen durch die Nutzung staatlicher Vorkaufsrechte. Wichtig sei auch die Schaffung einer steuerfreien Gewinnrücklage, um politischen Volatilitäten und Krisen begegnen zu können. „Wir brauchen politische Entscheidungen, die langfristige Planbarkeit praktikabel garantieren. Ständige Diskussionen mit wechselnden Auflagen heizen den Strukturwandel weiter an“, verdeutlicht die BDL-Vorsitzende Theresa Schmidt.
Auch wenn Gesprächsstoff, Erfahrungen und Expertise des BDL für viele weitere Stunden Austausch bieten, war das Treffen ein wichtiges Signal. „Der Bundeslandwirtschaftsminister hat sich die Zeit genommen unsere Anliegen direkt vor Ort zu hören. Nur so können wir gemeinsam Lösungen finden, die wirklich praktikabel sind“, sagte Theresa Schmidt.
Beide Seiten vereinbarten, den Austausch fortzusetzen, um Agrarpolitik konkret und praxisnah mitzugestalten und die Zukunft der Landwirtschaft nachhaltig zu sichern. „Es ist wichtig, dass die Stimme der Jugendverbände einen stärkeren Platz bei politischen Entscheidungen findet, um ländliche Räume und die Landwirtschaft für die nächsten Generationen attraktiv zu halten“, so die BDL-Bundesvorsitzende.
„Agrarproteste? Nur für eine Schlagzeile gut?“ Das Motto des Junglandwirt:innen-Treffs überzeugte. Vom Berufsnachwuchs, der den Deutschen Bauerntag in Cottbus besuchte, fehlte kaum jemand. Trotz früher Stunde waren sie alle zur gemeinsamen Veranstaltung des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL)...
Bis zum 20. Oktober 2024 können sich Jugendliche - zu zweit, zu dritt, in Gruppen oder Vereinen - für den Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2025 bewerben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie aus der Landjugend, der Feuerwehr, dem Sport, dem Naturschutz oder anderen Szenen kommen. „Was zählt, sind wegweisende Projekte.
„Der Zusammenhalt ist uns wichtig“, unterstreicht die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt: „Nur wenn wir gemeinsam anpacken und uns vor Ort einbringen, passiert auch was.“ Damit verweist sie zugleich diejenigen in ihre Schranken, die nur jammern oder meinen, jemand anderes müsse sich mal kümmern.