Die Agrarvision steht – aber fällt mit dem Geld

Vor rund zwei Monaten stellte EU-Kommissar Christophe Hansen die Vision der EU-Kommission zur Landwirtschaft vor, die auch die Landjugend genau unter die Lupe genommen hat. Ihr Fazit: vielversprechend und sehr ambitioniert, aber zu wenig konkret.
„Die Agrarvision benennt wichtige Zukunftsthemen – etwa den Generationenwechsel, den Zugang zu Land und die Rolle des ländlichen Raums. Der Berufsnachwuchs ist an vielen Stellen präsent. Doch ohne konkrete Maßnahmen bleibt das Papier ein Wunschzettel“, urteilt die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt. Ob die für Ende des Jahres angekündigte EU-Strategie zum Generationenwechsel das angeht? Die Geduld fällt schwer, denn fest steht, dass an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden muss, um gute Perspektiven für Betriebsleiter:innen zu schaffen.
Besonders beim Zugang zu Kapital und Flächen für Junglandwirtinnen und Junglandwirte müssen dringend effektive Maßnahmen her, die dem Nachwuchs zugutekommen. „Die in der Agrarvision genannten reichen nicht. Es braucht Investitionen in junge Betriebe – nicht nur Kredite. Wer jung in die Landwirtschaft einsteigt, muss zunächst Eigenkapital aufbauen. Das wird bislang in dem Brüsseler Plan bislang kaum berücksichtigt“, sagt Schmidt und fordert Nachbesserung.
Auch der Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen bleibe ein ungelöstes Problem. Die geplante EU-Beobachtungsstelle für Agrarflächen sei aus Sicht des BDL ein stumpfes Instrument. Ohne Eingriffsrechte und gesetzliche Bindung bleibe ihre Wirkung fraglich. „Eine Beobachtungsstelle, die keine bindenden Vorschriften erlassen kann, verschlingt Ressourcen, ohne dass es zu einer spürbaren Verbesserung am Bodenmarkt kommt. Zumal die Eigentumsrechte stark in den nationalen Händen liegen“, erklärt die Junglandwirtin skeptisch.
Positiv bewertet die Landjugend, dass die Agrarvision den ländlichen Raum einbezieht – trotz seiner Abwesenheit in der offiziellen Kommissionsstruktur. „Landwirtschaft und ländlicher Raum gehören zusammen. Das wissen wir Landjugendlichen nur zu gut. Wer über Ernährungssicherheit spricht, darf das Dorf nicht vergessen“, betont Schmidt.
Entscheidend für den Erfolg der Agrarvision wird jedoch der EU-Haushalt sein. Der Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) 2028 bis 2034 legt fest, wie viel Geld in Agrarpolitik und ländliche Entwicklung fließt. Aus Sicht des Bundes der Deutschen Landjugend besteht hier dringender Handlungsbedarf. „Die bisher bekannten Haushaltsideen schwächen den Agrarbereich. Stattdessen müsste das Budget für Landwirtschaft und ländliche Räume deutlich steigen, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen“, warnt die BDL-Bundesvorsitzende Theresa Schmidt.
Noch bis zum 6. Mai 2025 kann jede und jeder sich an der öffentlichen Konsultation der EU-Kommission
zum Mehrjährigen Finanzrahmen beteiligen: https://citizens.ec.europa.eu/new-european-budget_de
Der Vorschlag der EU-Kommission zum MFR wird im Sommer erwartet. „Die bisher bekannten Überlegungen stellen das Agrarbudget massiv in Frage. Dabei braucht es gerade jetzt mehr Mittel für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung“, so Schmidt. Der BDL lehnt die Idee einzelstaatlicher Fonds ausdrücklich ab. Sie gefährde eine gemeinsame europäische Agrarpolitik und schwäche strukturschwache Regionen.
Die Landjugend fordert daher eine konkrete und durchfinanzierte Umsetzung der Agrarvision, die dem jungen Berufsnachwuchs auch wirkliche Perspektiven aufzeigt. „Der ländliche Raum darf nicht weiter abgehängt werden“, stellt die BDL-Bundesvorsitzende Schmidt klar. „Wer die Landwirtschaft zukunftsfähig machen will, muss sie finanziell stärken.“
Die größte deutsche Junglandwirt:innen-Organisation wird die weiteren Entwicklungen in Brüssel eng begleiten. Ziel bleibt eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Deutschland und Europa, die jungen Menschen Perspektiven bietet – und damit den ländlichen Raum stärkt.
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